Greenwashing in der Bio-Palmöl-Industrie

Die Palmölindustrie ist seit Jahren im Mittelpunkt einer weltweiten Debatte über Umweltzerstörung, Menschenrechtsverletzungen und den Verlust wertvoller Biodiversität. Eine neue Entwicklung hat sich in den letzten Jahren etabliert: Greenwashing in der Bio-Palmölindustrie. Viele Verbraucher greifen inzwischen zu Produkten mit Bio-Siegeln, in der Annahme, dass sie damit einen positiven Beitrag zur Umwelt leisten. Doch ist Bio-Palmöl wirklich so nachhaltig, wie es oft dargestellt wird?

Palmöl ist das weltweit am meisten genutzte Pflanzenöl und schätzungsweise in jedem zweiten Produkt im Supermarkt, wie zum Beispiel in Nutella, Erdnussbutter von Skippy oder auch in den Produkten von Oreo. 

Doch was manche vielleicht gar nicht wissen, vergessen oder einfach ignorieren ist, dass der Anbau von Ölpalmen sehr starke Auswirkungen auf die Umwelt hat. Um Platz für die Palmölplantagen zu schaffen, werden riesige Flächen des tropischen Regenwaldes einfach abgeholzt. Dadurch werden nicht nur wertvolle Ökosysteme zerstört, sondern auch das Leben vieler Tierarten wird bedroht, darunter auch das der Orang-Utans. Außerdem führen die Brandrodungen zur Freisetzung von Treibhausgasen und verschärfen so den Klimawandel.

Bio-Palmöl. Palmöl mit gutem Gewissen?

Genau aus diesem Grund setzen viele Konsumenten auf Bio-Palmöl, um eine nachhaltigere oder „bessere“ Alternative zu konventionellem Palmöl zu finden. Glauben sie zumindest.

Das Gute ist, Bio-Palmöl wird ohne synthetische Pestizide und Kunstdünger angebaut, was auf den ersten Blick umweltfreundlicher erscheint. Aber… Häufig stammen auch die Landflächen für „Bio-Palmölplantagen“ von gerodeten Regenwäldern ab. Und das widerspricht sich ja ein wenig, oder nicht?

Das RSPO-Zertifikat

Gehen wir mal näher auf das RSPO-Zertifikat ein. Das sagt zwar nichts darüber aus, ob ein Produkt Bio ist oder nicht, aber der Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) hat Umwelt- und Sozialkriterien entwickelt, um nachhaltiges Palmöl zu produzieren. Bei Anwendung tragen diese Kriterien dazu bei, die negativen Auswirkungen des Palmölanbaus auf die Natur und die Gemeinden im Anbaugebiet zu minimieren.

„Der RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) signalisiert, dass auf den Plantagen freiwillig mehr für Naturschutz und Menschenrechte getan wird als gesetzlich vorgeschrieben.“ (Runder Tisch Palmöl: RSPO-Zertifizierung, o. D.)

Doch was steckt noch dahinter, dass der RSPO so viel Kritik abbekommt?

Die sogenannte Massenbilanzmethode stellt einen großen Kritikpunkt des RSPO-Zertifikats dar. Bei dieser Methode wird Palmöl verschiedenster Hersteller vermischt, ob es nun nachhaltig ist oder nicht

So kann ein Produkt das RSPO-Siegel tragen, auch wenn es nur die geringste Menge von tatsächlich nachhaltig produziertem Palmöl enthält. Für Verbraucher ist es nahezu unmöglich, nachzuvollziehen, wie viel des gekauften Palmöls wirklich nachhaltig ist.

Doch das vielleicht schlimmste Problem…

Immer wieder kommt es vor, dass Plantagen trotz der offensichtlichen Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen ihr RSPO-Siegel behalten. Der RSPO steht stark in der Kritik, da es oft heißt, sie vertreten eher die Interessen der Palmölindustrie, als ernsthaft für eine nachhaltige Produktion zu sorgen. (ÖKO-TEST: Palmöl: Warum der vielfältige Rohstoff so viele Probleme hat, o.D.)

Greenwashing in der Palmöl- und Bio-Palmöl-Industrie

Viele Unternehmen nutzen das RSPO-Siegel oder den Bio-Status ihres Palmöls, um sich ein grünes Image zu verleihen – ohne dabei die Probleme der Palmölindustrie tatsächlich anzugehen. Dieses Phänomen nennt man Greenwashing. Dabei wird Nachhaltigkeit oft nur als Marketingstrategie genutzt, während das, was wirklich passiert oder gemacht wird, wenig umweltfreundlich ist. 

So wie oben schon einmal erwähnt zählt dies auch bei dem Bio-Palmöl, wenn dafür dennoch riesige Flächen des Regenwalds abgeholzt werden mussten. 

Bewusster Konsum, anstatt blind zu vertrauen

Greenwashing in der Bio-Palmölindustrie ist ein ernstzunehmendes Problem. Obwohl Zertifikate wie das RSPO uns alle einen wichtigen Schritt voranbringen, können sie die grundlegenden Probleme der Palmölproduktion nicht lösen. Daher ist es wichtig, dass Verbraucher nicht auf Siegel und Labels vertrauen, sondern sich umfassend informieren, kritisch hinterfragen und bewusste Entscheidungen treffen. Nur auf diese Weise kann ein wirklicher Beitrag zum Schutz der Umwelt geleistet werden.

Also 

Die wirkliche Veränderung findet immer bei uns selbst statt. Angefangen bei unseren Entscheidungen vor dem Supermarktregal. 

Helfe mit, etwas zu verändern…

Glas für Glas, Riegel für Riegel 😉

Du möchtest selbst noch etwas weiterlesen?

Hier haben wir ein paar spannende Artikel für dich, wo du noch mehr über das Thema erfahren kannst:

https://www.regenwald.org/news/11092/palmoel-label-rspo-19-jahre-taeuschung-sind-genug

https://nach-haltig-gedacht.de/2018/05/30/das-nachhaltige-geschaeft-mit-dem-palmoel-eine-grosse-illusion/

https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2016-08/palmoel-plantagen-regenwald-umweltschutz-studie-wwf

 

Quellen:

https://www.greenpeace.de

https://www.wwf.de

https://www.oekotest.de